Im Herzen Italiens, in einer Landschaft zwischen Traum und Wirklichkeit befindet sich die Wiege der modernen Kultur Europas – die Toskana.
Eine Reise führt uns durch diese großartige Kulturlandschaft. Von den Kunstmetropolen Florenz und Pisa über zypressengesäumte Straßen und Wege, entlang ausgedehnter Weinfelder, vorbei an mittelalterlichen Klöstern und Burgen in die geheimnisvolle Welt der Etrusker im Süden bis zur Insel Elba, dem einstigen Reich Napoleons.
Wir beginnen unsere Reise in Florenz, der über 2.000 Jahre alten Metropole der Toskana. Eine Fülle kulturhistorischer Bauwerke prägen das Antlitz der Stadt. Aber auch das moderne Leben pulsiert in Florenz und umgibt die Kuppeln und Türme, die Paläste und Gärten mit Lärm und Dunst.
Der Dom mit seiner gewaltigen Kuppel und dem schlanken Campanile bestimmt die Silhouette der Stadt. Der gotische Bau wurde im 13.Jh. begonnen und erhielt in mehreren Abschnitten sein heutiges Aussehen. Beeindruckend ist vor allem der von dem Architekten Brunelleschi ausgeführte über 100m hohe Kuppelbau, der einen Durchmesser von 45m aufweist. Wer die Warteschlange und die 465 Stufen Aufstieg zur Spitze nicht scheut, wird mit einem weiten Blick über die Dächer und Bauwerke der Stadt belohnt.
Doch erst im Inneren der Kirche entfaltet die grandiose Kuppel ihre ganze Pracht. Die wertvolle Freskenmalerei steht in reizvollem Kontrast zu der eher schlichten Ausstattung des Innenraumes. Das Battistero San Giovanni, gleich gegenüber dem Dom gelegen, ist das älteste Gebäude am Platz und beeindruckt vor allem mit seinen Reliefdarstellungen an den Bronzeportalen.
Während der Dom das religiöse Zentrum von Florenz darstellt, verkörpert der Palazzo Vecchio das politische Gegenstück dazu. Auf dem weitläufigen Platz davor, der Piazza della Signoria, wo sich einst Minister und Beamte der republikanischen Regierung trafen, finden sich heute Besucher aus aller Welt ein, um die zahlreichen Skulpturen und Bauwerke rund um den Platz zu bewundern.
Das besondere Interesse dürfte dabei die Statue des David finden, die den wohl berühmtesten Jüngling Italiens darstellt. Die vor dem Palazzo Vecchio stehende Skulptur ist allerdings nur eine Kopie. Das im 16.Jahrhundert von dem berühmten Bildhauer Michelangelo geschaffene über 4m hohe Original befindet sich mit anderen florentiner Kunstwerken in der Galleria dell'Accademia.
Nur wenige Schritte vom Palazzo Vecchio entfernt erreichen wir die Galleria degli Uffizi. Dieses im 16.Jahrhundert für die Ämter des Staates errichtete Gebäude beherbergt heute eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt. Die 'Geburt der Venus' von Sandro Botticelli ist eines ihrer berühmtesten Werke.
Damit die einstigen Staatsbeamten bei Regenwetter trockenen Fußes zur anderen Seite des Arno gelangen konnten, führt eine überdachte Passage zum Ponte Vecchio. Er wurde im 14.Jahrhundert errichtet und ist damit die älteste Brücke der Stadt. Der Ponte Vecchio, was soviel wie 'Alte Brücke' bedeutet, ist zu einem Wahrzeichen von Florenz geworden. Wie vor Hunderten von Jahren befinden sich auf ihm auch heute noch Goldschmiede- und Juwelierläden mit ihren winzigen überhängenden Werkstätten.
Nach kurzem Aufstieg vom Arno aus erreichen wir die Piazzale Michelangelo. Weit schweift von hier der Blick über die Stadt. Ihre Geschichte reicht über 2.000 Jahre zurück. Im Jahre 59 v.Chr. gründeten die Römer die Kolonie Florentia am Ufer des Arno. Im 12.Jahrhundert steigt Florenz zur unabhängigen Stadtrepublik auf. Es folgt eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte. Das umliegende Land wird erobert und Festungen werden errichtet. Der Fiorino, die erste Goldmünze, wird als Zahlungsmittel in ganz Europa eingeführt. Aber es folgen auch Jahre der Pest und Hungersnöte. Die Entwicklung der Stadt wurde vom Namen eines Geschlechts besonders geprägt: Von der Familie der Medici. Sie machte Florenz zum geistigen und kulturellen Mittelpunkt Italiens. Einige ihrer prachtvollen Villen sind heute noch zu besichtigen.
Wer dem allzeitigen Lärm und der stetigen Hektik der Großstadt entfliehen möchte, der findet sie noch, die Orte der Ruhe und Gelassenheit in den Gärten von Florenz. Das wußten auch schon die toskanischen Großherzöge zu schätzen. Von ihrer Residenz, dem Palazzo Pitti aus gelangten sie unmittelbar in den Giardino Boboli, einer Gartenanlage, die sich bis in die umliegenden Hügel hinauf erstreckt.
Wenn sich der Tag dem Ende neigt und die letzten Strahlen der Sonne den Lauf des Arno hervorheben, dann beginnt die geheimnisvolle Faszination der florentiner Nächte und die historische Vergangenheit scheint zum Leben zu erwachen.
Florenz liegt eingebettet inmitten einer wunderbaren Hügellandschaft. Auf dem über 400m hohen Monte Céceri erinnert ein Gedenkstein an den berühmten Gelehrten Leonardo da Vinci. Hier entwickelte er vor 500 Jahren seine kühnen Ideen, sich mit einem Flugapparat in die Lüfte zu erheben und über die Hügel der Erde entgegenzuschweben. Der Geburtsort Leonardos, das kleine Städtchen Vinci, erreichen wir wenige Kilometer entfernt in den florentiner Bergen. In dieser Stadt soll er am 15.April 1452 geboren worden sein. Leonardo da Vinci, dessen geniale Ideen und Konstruktionen seiner Zeit weit voraus eilten, war zugleich auch ein begnadeter Künstler, der der Nachwelt wertvolle Malereien, Skulpturen und Bauwerke hinterließ.
Wer kennt sie nicht, die Geschichten von der sprechenden Holzpuppe mit der langen Nase. Im Pinocchio-Park von Collodi werden sie wieder lebendig. Der Italiener Carlo Lorenzini, der sich den Namen seiner Heimatstadt Collodi gab, hat sie für Kinder aufgeschrieben. Im Märchenpark findet man die kleinen und großen Helden und die Schauplätze der Erzählungen wieder. Der verträumte Bergort ist aber auch durch eine andere Sehenswürdigkeit über seine Grenzen hinaus bekannt geworden: Durch den herrlichen Barockgarten der Villa Garzoni.
An den Ausläufern des Apennin, umgeben von Weinfeldern und Olivenhainen, liegt die mittelalterliche Kleinstadt Lucca. Von ligurischen Siedlern gegründet, später von den Etruskern und Römern erobert, war sie in ihrer Blütezeit ein eigener Stadtstaat. Eine über 4 km lange Umfassungsmauer, die noch heute erhalten ist, hat der Stadt eine einzigartige bauliche und kulturelle Geschlossenheit bewahrt. Lucca - das ist aber vor allem auch die Stadt von Giacomo Puccini, der 1858 hier geboren wurde. Den Mittelpunkt des historischen Stadtkerns bildet die Piazza del Mercato, die auf den Grundmauern eines römischen Amphitheaters errichtet wurde.
Ein mißglücktes Bauwerk hat diese Stadt weltberühmt gemacht ! Am Unterlauf des Arno erreichen wir Pisa - mit seinem architektonischen Wunder – dem 'Schiefen Turm'.
Mit einer Neigung von über drei Metern bei 58m Höhe war das Bauwerk für den 1564 in Pisa geborenen Gelehrten Galileo Galilei ideal geeignet zum Studium seiner 'Gesetze der Schwerkraft'. In einer aufwändigen Restaurierungsaktion, bei der dem Turm die im Volksmund als 'Hosenträger' bezeichneten Sicherungsseile angelegt wurden, konnte die Schieflage stabilisiert und der Campanile wieder begehbar gemacht werden.
Die Paläste und Bauten am Ufer des Arno stammen aus der Zeit, als Pisa einst reichste Seerepublik Italiens war und mit seiner Flotte weite Teile der Mittelmeerküste beherrschte. Die 'Piazza dei Miracoli', der 'Platz der Wunder' war vor allem auch ein Symbol christlicher Macht. Hier wurden Ungläubige getauft und gefallene Kreuzritter als Helden geehrt. Noch heute ist die Magie des Platzes spürbar !
Dort wo der Arno das Mittelmeer erreicht soll einst in einer stürmischen Nacht der Heilige Petrus auf seinem Weg von Jerusalem an Land gegangen sein. Die kleine Basilika San Piero a Grado erinnert daran. In der Bucht an der Mündung des Arno arbeiten die Fischer noch heute wie zu Petrus' Zeiten.
Der Weg führt uns nun durch die weite toskanische Landschaft nach Süden. Eine blühende unberührte Natur liegt vor uns. Nur der Duft der Pflanzen und der Gesang der Vögel sind unsere Begleiter.
Rotbraun wie die Erde der Umgebung ist die ganze Stadt. Sogar eine Farbe trägt ihren Namen. Wie ein Märchen aus Stein wurde dieser Ort auf drei Hügeln erbaut. Wir sind in – Siena !
Die Piazza del Campo, die schönste Piazza Italiens, befindet sich im Mittelpunkt der Stadt. Der Campo gehört zu Siena wie der Schiefe Turm zu Pisa. Wie ein Amphitheater steigt dieser muschelförmige Platz vom Palazzo Pubblico aus an und in der Tat kann man von einem der zahlreichen Cafés und Restaurants am Rande das lebhafte Geschehen wie in einem Theater beobachten. Alljährlich findet hier der Palio statt, ein spektakuläres Pferderennen,
bei dem die Contraden, die einzelnen Stadtteile gegeneinander antreten. Die Torre del Mangia, am Fuße des Campo, war mit ihren über 100m Höhe der ganze Stolz der Sienesischen Republik. Atemberaubend ist von hier der Blick über die Dächer der Altstadt.
Wenn in Florenz das Herz der Toskana schlägt, dann befindet sich in Siena ihre Seele. Oft genug jedoch standen sich in der Vergangenheit beide Städte als Erzrivalen feindlich gegenüber.
In den engen Gassen der Altstadt vermischt sich der Hauch der Vergangenheit mit dem Puls der Gegenwart.
Auf einem Hügel am höchsten Punkt der Stadt thront weithin sichtbar der Dom, das religiöse Zentrum Sienas. Mit diesem im 12.Jahrhundert begonnenen Bau, der ursprünglich viel größer werden sollte, wollte man einmal mehr den verhassten Florentinern Macht und Stärke zeigen. Doch die Pest im Jahre 1348 beendete endgültig das Vorhaben, das die Stadt beinahe in den Ruin getrieben hätte. Beeindruckend ist der mit schwarzweißem Marmor ausgestattete Innenraum der Kirche, der in ein Haupt- und zwei Seitenschiffe unterteilt ist. In den ebenfalls aus Marmor bestehenden Fußboden sind Mosaikbilder eingesetzt, die von 40 Künstlern in zwei Jahrhunderten geschaffen wurden.
Zum Feiern gibt es in Siena eigentlich immer etwas. Verbreitet sind vor allem die Feste der Contraden, die oft bis in die späte Nacht andauern.
In der hügeligen, einst waldreichen Gegend zwischen Siena und Florenz befindet sich eines der bekanntesten Weinanbaugebiete Europas. Hier reifen die begehrten Trauben des Chianti Wein's. Chianti und Toskana sind zu untrennbaren Begriffen geworden. Der berühmte italienische Rotwein besitzt seit 1984 das höchste Gütesiegel, DOCG - kontrollierte und garantierte Ursprungsbezeichnung. Der Erzeugerverband des Chianti Classico wählte den Gallo Nero als Markenzeichen.
In den Kellern der Fattorien reift heute der Wein wieder in Fässern. Die Winzer besinnen sich auf alte Traditionen und setzen auf Klasse statt auf Masse um dem guten Ruf der Gegend gerecht zu werden.
In einer einsamen Ebene erhebt sich als mächtige Ruine die Kirche der ehemaligen Abtei San Galgano. 1218 gründeten hier die Zisterzienser ein Kloster zu Ehren des hl. Galgano Guidotti, der an diesem Ort im Alter von 33 Jahren verstarb. Es war das Zentrum ihres Ordens in der Toskana, der jedoch bereits im 15.Jahrhundert so weit verarmt war, daß die Abtei bald dem Verfall preisgegeben war.
Ein ganzer Ort liegt hinter dicken Mauern verborgen. Ein 570m langer Befestigungsring umschließt die kleine Stadt Monteriggioni. Sie entstand im 13.Jh. als Sienesischer Grenzposten gegen Florenz.
In einer hügeligen Gegend, von Weinfeldern umgeben, befindet sich San Gimignano, oft auch als 'Manhattan' der Toskana bezeichnet. In der Tat wirken die 15 noch erhalten gebliebenen festungsartigen Wohntürme wie Wolkenkratzer und verleihen dem Ort seine faszinierende Silhouette. Errichtet wurden die Wehrtürme im 14.Jahrhundert als Wohnstätten wohlhabender Familien, die sich ständig gegen Angreifer von außen, aber auch gegen Übergriffe untereinander verteidigen mußten, bis schließlich nach Ausbruch der Pest Florenz im Jahre 1350 die Macht übernahm und dem kriegerischen Treiben ein Ende setzte. Wenn man durch die Porta San Giovanni die von einer Mauer umgebene Stadt betritt, befindet man sich unmittelbar in einem einzigartigen Ensemble mittelalterlicher Bauten und Plätze, in dem heute kaum noch etwas an die kriegerischen Auseinandersetzungen vergangener Zeiten erinnert.
Hügel und Zypressen prägen das Bild der Toskana, in der die ordnende Hand des Menschen unverkennbar ist. Der Zauber der Landschaft steht in reizvollem Kontrast zu den schöpferischen Werken der Kultur, die sich mit ihr zu einem einheitlichen Ganzen verbinden. Die Klarheit der Linien unterstreicht die Schlichtheit der Natur. Die Zypresse ist der Charakterbaum der Toskana. Sie bestimmt das Aussehen der Landschaft. Doch wie die gesamte Umwelt der Region ist auch ihre Existenz bedroht. Durch einen merkwürdigen Pilzbefall wurden im vorigen Jahrhundert große Teile der Bestände vernichtet.
Eine pittoreske Landschaft breitet sich im Südosten aus – die Crete. Durch rigorose Abholzung und Überweidung wurde der Boden so geschädigt, daß er der Erosion nicht mehr standhalten konnte. Einsame Gehöfte erheben sich auf den Hügelkuppen. Die meisten von ihnen werden jedoch nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern sind längst in den Besitz reicher Ausländer übergegangen. Besonders im Herbst, wenn am Morgen der Nebel über die Felder zieht, gleicht die Crete einer wüsten Mondlandschaft. Die zarten Grüntöne des Frühjahrs sind jetzt kräftigem Braun und Ocker gewichen und heftige Regenfälle spülen den Rest der Bodenkrume fort.
Auf zypressengesäumten Straßen, vorbei an Weinfeldern und Olivenhainen folgen wir jedoch weiter der Route durch die sommerliche Toskana. Im Süden der Crete erreichen wir die Abbazia Monte Olivieto Maggiore. Die Olivetaner-Mönche errichteten 1319 dieses Kloster mit dem wertvollen Kreuzgang. Es wird noch heute von ihnen bewirtschaftet. Zu Füßen der bekannten Weinstadt Montepulciano liegt die kleine Wallfahrtskirche San Biagio.
Die Mönche verstanden etwas vom Weinanbau. Auch in der Benediktinerabtei Sant' Antimo, die im Mittelalter zu den bedeutendsten Klöstern der Toskana gehörte, wurden die edlen Trauben kultiviert.
Doch nicht nur Klöster findet man in der Toskana. Aus der Ebene erhebt sich über dem kleinen Ort Radicofani die Burg Rocca auf einem Bergsporn. Der Sieneser Raubritter Tacco soll einst hier gehaust und den Durchreisenden Zoll abverlangt haben.
Pienza ! Eine Musterstadt der Renaissance, ein 'Rom en miniature' sollte sie werden, die Geburtsstadt von Papst Pius II. Zusammen mit seinem Architekten Bernardo Rosselino schuf er ein städtebauliches Kleinod über dem noch heute der Geist des Humanismus zu schweben scheint. Von Pienza aus blickt man über das weite Orcia-Tal hinüber zum Monte Amiata, der das umliegende Hügelland weit überragt. Der Monte Amiata, ein erloschener Vulkankegel, ist mit 1.738m der höchste Berg der Toskana. An seinen sanften Hängen und in seinen ausgedehnten Wäldern findet man noch ein Stück intakte Natur, die zu ausgiebigen Wanderungen einlädt.
Im Süden der Toskana treffen wir auf die geheimnisvollen Spuren der Etrusker. Grabtempel, die in den porösen Tuffstein getrieben wurden, zeugen von ihrem ausgeprägten Totenkult. Die Herkunft dieses Volkes, von dem sich der Name Toskana ableitet, ist umstritten. Sie bildeten jedoch noch vor den Römern die erste Hochkultur ltaliens.
An einer Felsschlucht erbaut ist die etruskische Stadt Sorano, die von der mächtigen Fortezza Orsini dominiert wird. Während die Häuser am Rande der Schlucht durch die Erosion zunehmend vom Verfall bedroht sind, ist der mittelalterliche Stadtkern noch gut erhalten geblieben.
Saturnia – der Legende nach von Saturn, dem Schutzgott der Städte, gegründet – ist vor allem wegen seiner schwefelhaltigen Thermalquellen bekannt geworden. Schon die Etrusker wußten ihre heilende Wirkung zu schätzen.
Der kleine Ort Sovana war schon im 7.Jh. v.Chr. von den Etruskern besiedelt. 400 Jahre später erlebte er seine Blütezeit unter den Römern.
Papst Gregor VII. wurde hier geboren.
Auf einem über 300m hohen Tuffsteinplateau thront eine der eindrucksvollsten Etruskerstädte – Pitigliano. Die Lage ist strategisch so günstig, daß man sogar auf eine Stadtmauer verzichten konnte. Die zahlreichen Höhlen im Fels unter der Stadt dienten den Etruskern als Grabkammern. Gebeine findet man jedoch heute nicht mehr hier, vielmehr dienen die kühlen Hohlräume als willkommene Lagerstätte für den guten Wein der Umgebung.
Wenn der Abend die Gassen und Plätze der Stadt in ein geheimnisvolles Dunkel hüllt, scheint die Vergangenheit der Etrusker lebendig zu werden.
Wir verlassen nun das toskanische Festland. Ein Fährschiff bringt uns hinüber zur Insel Elba, dem einstigen Reich Napoleons. Die Sage berichtet, daß Venus – die Göttin der Schönheit – sieben Perlen aus einem kostbaren Geschmeide verlor. Als sie ins Wasser fielen entstanden daraus die sieben Inseln des toskanischen Archipels. Nach kurzer Überfahrt erreichen wir den Hafen von Portoferraio.
Die im 16.Jahrhundert errichtete Festung der Medici wacht über die Einfahrt zum Hafen. Der Ort erstreckt sich auf einer Halbinsel im Norden und ist Verwaltungshauptstadt der Insel. Schon die Etrusker bauten hier Eisenerz ab und gaben damit der Stadt ihren Namen.
Portoferraio ist vor allem die Stadt Napoleons. Von hier aus regierte er während seiner Verbannung im Jahre 1814 für 10 Monate die Insel. Er ließ Weinfelder und Olivenhaine anlegen, modernisierte den Bergbau und förderte Fischfang und Forstwirtschaft. Die Insel erfuhr dadurch einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch einen Sommersitz in San Martino ließ er ausbauen. Bewohnen konnte er ihn jedoch nicht mehr, da er Elba 1815 bereits wieder verließ, um für 100 Tage noch einmal Kaiser von Frankreich zu werden.
Auf einem Bergkegel, hoch über der Stadt, thront die Ruine der Festung Volterraio. Sie wurde im 12.Jahrhundert von den Pisanern errichtet und diente den Bewohnern von Elba mehrfach als Zufluchtstätte. Die Burg ist auch heute noch nur über eine Strickleiter zu erreichen. Von ihren Mauern aus fällt der Blick über Portoferraio und weite Teile der Insel.
Das milde und feuchte mediterrane Klima bietet hervorragende Bedingungen für eine reichhaltige Flora. Alljährlich im Frühjahr entfaltet die Natur ihre ganze Pracht. Wenn man das Tor zum botanischen Garten dell'Ottone in Rosselba durchquert, wird man von einem wahren Pflanzenparadies erwartet.
Im Schutze einer Bucht im Osten der Insel liegt der kleine Fischerort Porto Azzurro, der vor allem im 17. Jahrhundert unter dem spanischen König Philipp III. ausgebaut wurde. Der Fischfang bietet den Bewohnern auch heute noch ein bescheidenes Einkommen.
Der Badeort Marciana Marina im Westen der Insel dagegen lebt überwiegend vom Tourismus. Der Ort mit seinem kleinen Hafen verbreitet südliches Flair und ist beliebter Treffpunkt für Besucher vom italienischen Festland. Der eigentliche Ort Marciana erstreckt sich landeinwärts an den Hängen des Monte Capanne, dem höchsten Berg der Insel. Hier befindet sich auch das Zentrum der Weinproduktion Elbas. Den über 1.000 Meter hohen Monte Capanne kann man mit einer Seilbahn erreichen. Von seinem Gipfel aus bietet sich ein überwältigender Ausblick.
Wie von Geisterhand erschaffen taucht aus dem Dunst der Ferne die 60km entfernte Insel Monte Christo auf, der Alexandre Dumas ein literarisches Denkmal gesetzt hat !
Damit sind wir am Ende unserer Reise angelangt. Ein Ziel hatten wir nicht. Der Weg war das Ziel ! Was bleibt, sind Erinnerungen. - Erinnerungen an eine Kulturlandschaft im Herzen Italiens.