Fokus Stacking

Wer heutzutage 'fotografisch etwas auf sich hält', scheint um die Anwendung von Sondertechniken nicht umhinzukommen. Da wird gesticht und gestackt, gemergt und gemappt bis sich die Festplatten heiß laufen. Doch was ist wirklich dran an den teilweise aufwändigen Techniken ?
Wir wollen am Beispiel einer Makroaufnahme das Ergebnis des Fokus Stacking (auch Fokus-Bracketing genannt) untersuchen. Als 'Testobjekt' dient uns ein (tot aufgefundener) Schmetterling, ein in der Natur beliebtes Makromotiv.

Zunächst wurden Einzelaufnahmen mit unterschiedlicher Blendeneinstellung aufgenommen.



Bild 1, Schmetterling, Einzelaufnahmen (EOS 90D mit EF-S 60mm, f2,8 Makro)

Bei offener Blende 2,8 ist die Schärfe auf eine eng begrenzte Ebene fokussiert und damit oft unbrauchbar. Bei mittlerer Blendeneinstellung von 5,6 nimmt die Schärfenausdehnung nach hinten zu, reicht aber immer noch nicht aus. Erst ein starkes Abblenden auf Blende 22 ermöglicht eine scharfe Abbildung des gesamten Schmetterlings, wobei aber auch der Hintergrund zunehmend sichtbar wird. Zum Vergleich soll deshalb ein gestacktes Bild angefertigt werden. Dazu benutzen wir die Fokus-Bracketing Funktion der Kamera, mit der Anzahl und Fokussierabstand der einzelnen Aufnahmen eingestellt werden können. (Bild 2)








Bild 2
Schmetterling
Fokus Stacking
8fach






Das im Stapel verarbeitete, aus 8 Einzelaufnahmen bestehende, gestackte Bild besitzt eine Schärfeausdehnung über das gesamte Insekt, das sich aber deutlich vom unscharfen Hintergrund abhebt.
Die Bearbeitung der Einzelaufnahmen kann in der mitgelieferten, kameraeigenen Bildbearbeitungssoftware, in speziellen Stackingprogrammen oder auch in allgemein üblichen Bildbearbeitungsprogrammen wie z.B. Photoshop erfolgen. Die Dateien werden zunächst im RAW-Konverter synchron bearbeitet und im PS mit Automatisieren - Photomerge überblendet. In den angezeigten Ebenen werden die Masken gelöscht, alle Ebenen markiert und mit Bearbeiten - Ebenen automatisch überblenden - Bilder stapeln und nahtlose Töne und Farben erzeugen weiterverarbeitet. Über das Kontext-Menü anschließend auf eine Ebene reduzieren.
Aufgrund der anfallenden Datenmengen ist es mitunter ratsam, die bearbeiteten RAW-Dateien nach JPEG zu komprimieren.

Bei genauer Betrachtung von Bild 2 fällt auf, dass die Fühler des Schmetterlings außerhalb des Schärfebereichs liegen. Die Fokus-Bracketing Funktion der Kamera verlagert die Schärfeebenen der einzelnen Aufnahmen immer von vorn nach hinten. Häufig kommt es jedoch vor, dass bei filigranen Strukturen Details im Vordergrund trotz mehrmaliger Versuche nicht exakt erkannt und fokussiert werden. In diesem Fall kann man die automatisch ablaufende Fokus-Bracketing Reihe um einige manuell, mit der Schärfe Richtung Kamera verlagerte Aufnahmen ergänzen, die dann beim Verrechnen des Stapels zusätzlich mit verwendet werden. (Bild 3)






Bild 3
Schmetterling
Fokus Stacking
8 fach +
2 manuell







Fazit: Obwohl im Bereich der Makrofotografie gute Fotos auch als normale Einzelaufnahmen entstehen können, wird man oft auf besondere Aufnahme- und Verarbeitungstechniken wie das Fokus Stacking zurückgreifen müssen, um technisch überzeugende und inhaltlich interessante Bilder zu erschaffen. Durch Fokus Stacking kann nicht nur der Schärfebereich im Bild ausgedehnt werden, der Einsatz der Schärfe kann auch gezielter und differenzierter erfolgen, so dass ein ganz eigener Bildstil entsteht. (Bild 4)







Bild 4
Fokus Stacking
6 fach +
2 manuell











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