Freihandaufnahmen Nachts

Im Beitrag Nachts ohne Stativ ? haben wir festgestellt, dass technisch gute Nachtaufnahmen ohne Stativ nur mit erheblichem Aufwand (Stitch-Technik) möglich sind. Moderne Kameras bieten inzwischen immer höhere ISO-Werte sowie Funktionen zur Rauschminderung und Schärfeverbesserung an. Doch sind damit wirklich optimalere Ergebnisse als bisher zu erwarten ? Wir untersuchen dazu Ausschnitte aus Nachtaufnahmen, die mit der Canon EOS 60D sowie 90D gemacht wurden. (Bild 1)






Bild 1
Bildausschnitte zum Vergleich









Da beide Kameras unterschiedlich große Bilder erzeugen, wurden die Ausschnitte größenvergleichbar gemacht (EOS 60D 100%). Bild 2 zeigt die Gegenüberstellung beider Kameras bei ISO 3.200.






Bild 2














Eine wirkliche Verbesserung ist dabei nicht zu erkennen und durch den geringeren Pixelpitch bei der EOS 90D wohl auch nicht zu erwarten. Wir wollen deshalb untersuchen, welche Verbesserungen die neu hinzugekommenen Funktionen ermöglichen und ob sie die Angabe der höheren Empfindlichkeit für die Kamera rechtfertigen. Im Bild 3 sind verschiedene Einstellungen und Anwendungen zur Rauschreduzierung und Schärfeverbesserung gegenübergestellt. Dabei dienen die in Bild 1 eingezeichneten Ausschnitte in der 100%-Darstellung zum Vergleich. Bild 3a wurde vom Stativ aus mit ISO 100 aufgenommen und dient als Referenz. Alle nachfolgenden Aufnahmen erfolgten mit ISO 3.200 ohne Stativ und wurden so bearbeitet, dass sie sich möglichst weitestgehend an das Referenzbild annähern.Bild 3b ist eine Einzelbildaufnahme und sowohl hinsichtlich Detailwiedergabe als auch des Rauschverhaltens unbefriedigend.
Deshalb soll zunächst die Funktion Multi-Shot-Rauschreduzierung getestet werden (Bild 3c). Statt eines einzelnen Bildes wird eine Serie von 4 Bildern aufgenommen, die anschließend kameraintern zu einem JPEG-Foto verrechnet wird. Das Rauschen in den strukturierten Flächen wird zwar wesentlich reduziert, aber die Bildschärfe sinkt und es treten Farbverschiebungen und Artefakte in glatten Flächen auf. Eine Einflussnahme durch die Bildbearbeitung ist durch die JPEG-Ausgabe kaum noch möglich, so dass diese Funktion keine echte Alternative zur Referenzaufnahme darstellt.

Die Überlegung, die dieser Funktion zugrunde liegt, nämlich die Verrechnung mehrerer Einzelbilder, soll aber aufgegriffen werden. Bild 3d basiert auf einer Stapelverarbeitung von vier Reihenaufnahmen. Im Unterschied zur vorher genannten Funktion werden hierbei alle Einzelbilder getrennt als Rohdaten ausgegeben und das Ergebnis kann später bei der Bildverarbeitung individuell beeinflusst werden. Dazu legt man alle 4 Bilder als Ebenen übereinander, richtet sie aus (Bearbeiten/Ebenen automatisch ausrichten) und stellt die Deckkraft (von unten nach oben) auf 100% - 50% - 33% - 25%. Anschließend reduziert man auf eine Ebene (Kontextmenü). Das Ergebnis ist wesentlich besser als bei der automatischen kamerainternen Verrechnung, oder der Einzelaufnahme.

Wählt man gleich Ebenen automatisch überblenden/Bilder stapeln müssen die Ebenenmasken gelöscht werden, da sonst die zur Verrechnung herangezogenen Bildbereiche jeweils zu 100% aus einer der Ebenen stammen und damit keine 'Glättung' des Rauschens stattfindet.


Ähnlich, aber nicht ganz so optimal, verhält es sich mit den Funktionen HDR (Bild 3e) und High ISO Rauschreduzierung (Bild 3f). Sie ermöglichen zwar eine Verbesserung gegenüber der Einzelaufnahme, aber entziehen sich weitestgehend der Einflussnahme bei der Bildverarbeitung. Die HDR Anwendung sollte der Bewältigung hoher Kontraste vorbehalten bleiben und die automatische High ISO Rauschreduzierung, wenn überhaupt, nur in der Einstellung Gering angewendet werden.

Fazit: Hat man nachts kein Stativ dabei und scheut die Anwendung der aufwändigen Stitch-Technik, kann man sich auch durch Verrechnung von Reihenaufnahmen bei auf Gering eingestellter High ISO Rauschreduzierung weiterhelfen. Außerdem ermöglicht die Zuschaltung eines Bildstabilisators (von Objektiv oder Kamera) eine längere Belichtungszeit und damit eine niedrigere ISO-Einstellung.
So erhält man zwar nicht gleichwertige aber durchaus befriedigende Ergebnisse (Bild 4). Warum für APS-C Kameras derartig hohe ISO-Einstellungen vorhanden sind (EOS 90D in der Erweiterung 51.600), bleibt bei der begrenzten Ausgabequalität jedoch ein Rätsel.        Bild 4  ISO 800; 1/15sek; Bildstabilisator; High ISO Rauschreduzierung;
                  Reihenaufnahme 4fach





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